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Wochenendausflug nach Tübingen - Zwischen Weinsüden, Früchtetrauf, Stocherkahn, Hölderlin und Härtenrunde - HVP168



Tübingen, die Universitätsstadt am Neckar mit historischem Altstadtflair lud uns zu einem (Camping-)Wochenende mit vielfältigen Erlebnissen ein. Die Stadt wartet auf mit buntem Treiben, vielen Köstlichkeiten, Bummelmöglichkeiten, bedeutenden Orten der Geschichte und Entspannung beim einer Stocherkahnfahrt. Der Landkreis bietet zusätzlich ein Paradies für Wanderer und Weinliebhaber. Der Teilort Unterjesingen ist prämierter Weinsüden Weinort, zeigt seinen Stolz auf dem Wengertwegle und die Gemeinden um Kusterdingen lassen sich entspannt auf der Härtenrunde erwandern.

 

Sehenswertes in Tübingen

 

Zu einem Stadtspaziergang durch Tübingen gehören das Schloss Hohentübingen, das besondere Rathaus am Marktplatz, die bunte Neckarpromenade mit dem Hölderlinturm, die Neckarinsel, sowie die vielen kleinen Gassen mit süßen Läden und Einkehrmöglichkeiten.

 

Schloss Hohentübingen

Erbaut wurde die Burganlage um 1050 von den Grafen von Tübingen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Burg ausgebaut und bekam ihren heutigen Charme im Spätrenaissancestil. Herzog Ulrich von Württemberg hatte diesen Ausbau veranlasst und residiert hier häufig. Anfang des 17. Jahrhunderts lies Herzog Friedrich I. die Anlage befestigen. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 ging Hohentübingen kampflos an den Herzog von Lothringen über. 1647 zerstörten französische Truppen einen Turm und die Festung fiel den Franzosen zu. Seit 1803 wird die Anlage nun von der Universität Tübingen genutzt und heute befinden sich im ehemaligen Schloss das Museum Alte Kulturen und das Museum WeltKulturen. Besondere Ausstellungsstücke sind das ca. 40.000 Jahre alte Fragment einer Vogelknochenflöte sowie das Wildpferdchen aus den Höhlen im Lonetal.

 

Rathaus

Hier sollten wir uns Zeit nehmen, um den imposanten Bau aus dem Jahr 1435 zu bewundern. Ein besonderes Merkmal ist die 1511 von Johannes Stöffler (1452 – 1531) geschaffene astronomische Uhr, die auf zwei Zifferblättern die Mondphasen anzeigt und Hinweise auf den Stand der Sonne im Tierkreis gibt. Außerdem weist die Uhr auf Sonnen- und Mondfinsternisse sowie auf weitere Himmelsdaten hin. Ein drittes Zifferblatt zeigt ganz gewöhnlich die Uhrzeit an.

Was erzählt die Tübinger Rathausfassade? Mit dieser Frage könnte man sich Stunden beschäftigen. Eine gute Grundlage für die Erforschung bietet die Pressemitteilung 295 / 2016

 

Hölderlinturm

Im Turm auf einem aus der Mauer vorspringenden Wehrturmsockel aus dem späten 18. Jahrhundert lebte der Dichter Friedrich Hölderlin (*1770 in Lauffen am Neckar) nach Ausbruch seiner Krankheit von 1807 bis zu seinem Tod 1843 bei der Familie des Schreinermeisters Zimmer. Hier schrieb er so manche Werke, die man heute in einer Art literarischen Gedenkstätte lesen kann. Nach umfangreicher Sanierung wurde der Hölderlinturm im Februar 2020 im sogenannten Hölderlinjahr mit einer multimedialen Dauerausstellung wieder geöffnet. Und wer ganz genau hinschaut, der erkennt den Hölderlinturm im Logo der Stadt.

 

In einem kleinen Wäldchen "Elysium" befindet sich übrigens der geografische Mittelpunkt des Landes Baden-Württemberg. Mehr dazu haben wir in der Podcast Episode HVP081 erklärt, denn auch Böblingen beansprucht auf den Mittelpunkt des Bundeslandes zu liegen.


Mit dem Stocherkahn über den Neckar

 

Zu einem Besuch in Tübingen gehört einfach eine Fahrt mit dem Stocherkahn. Diese flachen Kähne prägen das Stadtbild auf dem Neckar. Sie sind unterschiedlich groß, bieten Platz für 12 bis 16 Personen und werden mit Mannes- oder Weibeskraft mit Hilfe einer Stocherstange vorwärtsbewegt und gesteuert. Während die Fahrt gegen den Strom Kräfte zehrt, ist die Rückfahrt ein gemütliches Treiben, bei welchem der "Kapitän" schon mal Zeit für ein Ständchen auf der Gitarre hat. Je nach Kapitän wird unterschiedliches Unterhaltungsprogramm geboten.

 

Jonas Fichtmüller alias Jonny, der singende Seemann bot uns das komplette Programm von Gedichten, über historische Stadtführung bis hin zum Gitarrenspiel. Nur eines konnte er nicht: Schweigen ;-)

 

Stocherkahnfahrten kann man zusätzlich mit Vesper z.B. von La Cantinella, Barbecue, Weinprobe usw. buchen. Die Vielfalt kennt heute keine Grenzen mehr.

 

Ursprünglich fuhren Neckarfischer mit dem Tübinger Stocherkahn. Das Stocherkahnfahren ist jedoch seit langem ein fester Bestandteil der studentischen Kultur Tübingens. In Tübingen gibt es 130 Stocherkähne, die auf dem Neckar zugelassen sind. Die meisten gehören Studentenverbindungen oder studentischen Gruppen und Fachschaften. Nicht studentische Vereine und Körperschaften verfügen mittlerweile auch über Stocherkähne und verleihen diese auch an Gäste. Zum Glück wird das Stocherkahnfahren heute auch von zertifizierten Stocherern gewerbsmäßig angeboten, so dass Bürger und Besucher der Stadt in den Genuss kommen können, ohne sich selbst anstrengen zu müssen.

 

An Fronleichnam findet in jedem Jahr das überregional bekannte Stocherkahnrennen um die Neckarinsel statt.


Kulinarik in Tübingen

 

Wer in Tübingen hungrig bleibt, der macht etwas falsch. Es gibt unzählige Möglichkeiten zum Snacken, Einkehren oder um ein Weinchen zu genießen.

 

Herrliche Biergärten, kühles Hopfengetränk und regionale Küchen bieten die Wurstküche und die Gasthausbrauerei Neckarmüller

 

Strandfeeling bekommt man im Freistil Garten, direkt an der Einstiegsstelle Casino, wo viele Stocherkähne ablegen.

 

Wer gern stilvoll einen Wein trinken möchte, der ist im Weinhaus Schmid und im Weinhaus Beck direkt am Marktplatz an der besten Adresse.


Camping in Tübingen

 

Für einen Aufenthalt in Tübingen bietet sich der Neckarcampingplatz an. Der Komfortcampingplatz liegt direkt am Ufer des Neckars gegenüber vom Freibad, welches man jedoch Dank der vielen großen Bäume nicht sieht. Der Platz ist mit allem ausgestattet, was das Camperherz begehrt: Sanitärgebäude, Entsorgungsstation, Brötchenservice und einer Klause, die regionale Küche sowie Bier vom Fass serviert.

 

Vom Platz aus läuft man ca. 15 bis 20 Minuten in die Tübinger Innenstadt und mit dem Bus (Linie 6), der unweit vom Platz seine Endstation hat, fährt man 5 Minuten. Am Samstag kann man den ÖPNV in Tübingen übrigens kostenfrei nutzen. Fährt man bis zur Haltestelle "Neckarbrücke" ist man in Kürze mitten im Stadtgeschehen von Tübingen angelangt und übernachtet dennoch idyllisch ruhig. Die Anfahrt mit einem riesigen Wohnmobil sollte man sich genau überlegen, denn die Zufahrtsstraße durch das Wohngebiet ist mit parkenden Autos gesäumt und mit Radfahrern sowie Gegenverkehr muss man sie sich ebenso teilen.




Weinsüden und Unterjesinger Wengertwegle (Früchtetrauf)

 

Als Aushängeschilder des Weintourismus in Baden-Württemberg hat die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) im Oktober 2020 erstmals 53 Orte mit dem neuen Gütesiegel „Weinsüden Weinorte“ prämiert. Diese Orte pflegen eine langjährige Weinbaukultur und machen dieses kulturelle Erbe Gästen und Einheimischen erlebbar. Unterjesingen (Teilort von Tübingen) im Ammertal gehört eben zu diesen Orten und bietet seit 2019 den vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierten Premiumspazierwanderweg Unterjesinger Wengertwegle.

 

Auf ca. 6 Kilometern wandert man ab dem Friedhof herrlich durch die Weinberge, steigt auf, passiert Streuobstwiesen, wunderbar kühle Waldabschnitte und hat immer wieder einen traumhaften Blick auf das Ammertal, die Wurmlinger Kapelle und bis hin nach Rottenburg, dem zweiten prämierten Weinort im Landkreis Tübingen.

 

Man kann direkt vom Unterjesinger Bahnhof in den ausgeschilderten Zuweg einsteigen und wer mit dem Auto anreist, sollte den Parkplatz Sport- und Festplatz nutzen. Von dort ist ebenso eine Zuwegung durch den historischen Ortskern zum Ausgangspunkt der Tour ausgeschildert. Die Wegmarkierungen der Zuwege sind mit einem grünen Apfel versehen, der eigentliche Weg, der zur Marke Früchtetrauf gehört, mit einem roten Apfel. Weitere Wanderwege dieser Marke rund um Mössingen haben wir dir in der Podcast Episode HVP133 bereits vorgestellt.

 

Nach unserer Wanderung trafen wir uns mit Heinz Giringer. Er ist der Vorstand vom Obst- und Weinbauverein Unterjesingen. Außerdem führte uns im Anschluss an Heinz' Weinprobe und Erklärungen über den Weinbau in Unterjesingen, die 1. Vorsitzende des Förderkreises Unterjesinger Kelter e.V. Dr. Ute Graepler-Mainka durch das alte Bauernhaus sowie das Keltermuseum mit unzähligen Gegenständen und Gerätschäften aus dem Weinbau von früher und aus historischen Handwerksberufen.

 

Unterjesinger Wengerter bewirtschaften die Weinberge in steiler Hanglage hauptsächlich von Hand und als Hobby. Und sie machen alles selbst - von der Pflege der Reben, über die Lese und die Kellerarbeit. Jeder stellt seinen eigenen Wein her, füllt ab, trinkt und vermarktet selbst. Einige der Weine kann man im Café Pausa in Mössingen kaufen oder beim Winzer seines Vertrauens daheim. Einige machen auch Besenwirtschaften auf.

 

Eine Übersicht über alle Besenwirtschaften und Winzer im Landkreis Tübingen bietet der Wein und Most Besenführer

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Wer sich für die Arbeit im Weinberg und in den Streuobstwiesen interessiert, der kann beim Obst- und Weinbauverein eine Führung und/oder Weinprobe machen. Dabei lernt man sehr viel über die Arbeit, aber auch über Weinsorten, über Pflanzenschutz, über die Pflege der Wanderwege und die Herstellung der leckeren Getränke.

 

Eine Reise in die Vergangenheit bietet die Besichtigung des alten Bauernhauses (Zeebhaus) aus dem 18. Jahrhundert im Ortskern von Unterjesingen mit erhaltenem Wohnraum, Küche und riesigem Weinkeller, direkt neben der alten Kelter, in welcher heute das Keltermuseum untergebracht ist. Jeden 1. Sonntag im Monat sind das Museum, wie das Bauernhaus zu besichtigen, es wird Kaffee und Kuchen ausgeschenkt und sich ausgetauscht. Neben dieser Öffnung für alle, kann man mit Gruppen Führungen buchen und sich im Keltermuseum gezielt über frühere Handwerke, wie die Küferei (Fassbinderei) oder auch den Hopfenanbau in der Region informieren.



Härtenrunde um Kusterdingen mit Wanderrucksack von Mayer's Waldhorn

 

Ganz entspannt und ohne Trubel sowie Höhenmeter lässt es sich auf der Härtenrunde um die fünf Teilorte von Kusterdingen wandern. Insgesamt ist der Wanderweg 22 Kilometer lang und mit den Logos der Gemeinden als Wegmarkierung versehen. Er lässt sich in beide Richtungen laufen und in zweit Teilabschnitte aufteilen. Die Nordschleife ist ca. 18 km lang und die Südschleife 11 km.

 

Die "Härten", die dem Weg seinen Namen gegeben haben, bilden eine Hochebene zwischen Steinlach-, Neckar-, und Echaztal, die hauptsächlich von einem Buchenmischwald umgeben ist. Typisch sind viele Wald- und Ackerflächen sowie Streuobstwiesen.

 

Ein guter Startpunkt für die Südschleife ist der Landgasthof Mayer’s Waldhorn in Mähringen. Hier kann man parken, nach der Wanderung im Sommergarten einkehren und sich einen Rucksack mit Wandervesper packen lassen. Im Rucksack sind Getränke, Brötchen, verschiedene Aufstriche, Obst, Gemüse, Salate und ein Nachtisch. Alternativ parkt man am Friedhof, wo auch die eigentliche Wanderstrecke verläuft.

 

Der Landgasthof wird seit 70 Jahren von der Familie Mayer betrieben und bietet neben dem Restaurant auch Übernachtungsmöglichkeiten.

 

*Bezahlte Werbung: Diese Reise führten wir im Auftrag der Wirtschaftsförderung Tourismus Tübingen durch.


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