Was ist, wenn ich mich beim Wandern verlaufe? Diese Frage quälte Martina - einer Followerin unseres Instagram Accounts - und hielt sie schier vom Wandern ab. Im Gespräch haben wir diese und weitere vorbereitende und erklärende Fragen zum Wandern besprochen. Außerdem haben wir ihr einige Möglichkeiten aufgezeigt, was sie tun kann, wenn sie einen Unfall hat oder keinen Parkplatz findet. On top gab es ein paar Tricks von uns, damit sich Martina auf ihren kommenden Touren sicherer fühlen kann.
Du fragst..., ...wir antworten!
Als uns per Instagram die Frage ereilte, ob wir unterstützen könnten bei dem Problem, dass Martina Bauknecht (58, Homöopathin, allein lebend aus Neu-Ulm) Angst hatte, sich beim Wandern allein zu verlaufen, sagten wir unsere Hilfe gern zu. Da sie auch bereit war mit diesem Thema in eine Podcast Episode zu kommen , haben wir gemeinsam all ihre Fragen besprochen und im Anschluss war sie glücklich und schloss mit den Worten:
"Ich muss es einfach tun und üben!"
Beschäftigt dich auch eine Fragen oder Thema bei dem wir helfen können, dann melde dich gern per E-Mail an kontakt@heimat-verliebt.de
Die Ausgangssituation
Martina hat unser Buch Pilgererlebnisse Schwäbische Alb gekauft und stand vor einigen Herausforderungen vor der ersten Tour. Nachdem wir einen Interviewtermin ausgemacht und verabredet hatten, dass sie uns im Vorfeld ein paar ihrer Fragen schickt, machte sie eine "Übungswanderung" ab Blaubeuren mit einem Flyer der Stadt. Auf diese Tour bezieht sie sich im Gespräch.
Jetzt folgen Martinas Fragen und unsere Antworten und Tipps.
Wie finde ich heraus, auf welche Tour ich mich von der Länge her wagen kann?
Da hilft nur Ausprobieren und das am besten in der Nähe von daheim und auf zumindest halb bekannten Wegen. Für den Anfang sollten kürzere Routen bzw. Routen mit Abkürzungsoptionen ausgewählt werden. Dann kann man sich steigern. Bei der Wahl der Tour gilt es auch nicht nur auf die Kilometer, sondern auch auf die Höhenmeter zu achten. Auch hier git, klein anfangen.
Wie ist die Dauer einer Wandertour angegeben?
In den meisten Wanderbeschreibungen und Büchern wird eine grobe Zeitangabe beigefügt. Diese bezieht sich auf die Gehzeit. Hinzukommen immer noch Pausen für Fotos, Besichtigungen, Essen und Co. Bei der Gehzeitberechnung werden die genannten Faktoren Kilometer und Höhenmeter in Betracht gezogen und es handelt sich von der Verfassung um den Durchschnittswanderer.
Warum sind die Beschreibungen mal kurz, obwohl der Weg lang ist?
Beim Beschreiben einer Tour schreibt natürlich zum einen der Autor aus seiner Perspektive. Da mag einer schon Waldrand schreiben, obwohl noch eine Baumreihe zwischen dem Wanderer und dem Feld steht oder jemand ein Tal als Schlucht bezeichnen. Das ist wie im Film, nur dass da das visuelle eher enttäuscht nach dem Lesen und in der Natur viele Überraschungen warten.
Bei der Länge des Textes kann man auf keinen Fall Rückschlüsse auf die Länge des Weges ziehen. Wenn auf einigen Kilometern Wanderweg geradeaus nicht viel geschieht, dann kann man das mit wenigen Worten schreiben. Wenn auf 500 Metern 5 mal abgebogen werden muss, dann kann dieser Abschnitt viel länger sein. Man kann jedoch sagen, je länger die Wegbeschreibung, desto anspruchsvoller die Wegführung.
Wie orientiere ich mich am besten?
Dafür gibt es einige Methoden:
- Wanderkarte
- Flyer/Buch mit Wegbeschreibung & grober Karte
- Tour in einer App z.B. Komoot oder OutdoorActive
- GPX Track zu einer Tour auf dem Smartphone oder GPS Gerät - gibt es bei unserem Buch dazu ;-)
- Wanderwegbeschilderung vom Schwäbischen Albverein oder einem anderen Wanderverein
- Wanderwegbeschilderung eines Premium- oder Qualitätswanderweg oder von lokalen Rundwegen
Jede Variante hat ihr Vorteile:
Mit einer App kann man sich leicht (sofern Netz) auf der Karte orten und weiß genau, wo man ist. Ohne Netz ist man jedoch aufgeschmissen und manch einer klebt mehr am Bildschirm, als die Natur zu beachten.
Geht man nach Karte, muss man sie lesen können und Entfernungen ablesen und in der Natur abschätzen können. Man ist jedoch vollkommen unabhängig vom Netz.
Nutzt man ausgeschilderte Wege muss man sehr aufmerksam sein um keine Abbiegung zu verpassen. Doch dies schult unheimlich das Gehirn und man ist sehr mit der Natur verbunden UND beobachtet auch andere Wanderer, wo deren Weg entlang führt.
Karten eingenordet und Apps helfen um von einem entfernteren Parkplatz/Ausgangspunkt zum Einstieg in die Wandertour zu finden.
Was mache ich, wenn ich mich verlaufe bzw. den Weg nicht finde?
Am besten ist es immer zu merken, wenn man den Weg verfehlen könnten. Man kommt also an eine Kreuzung und weiß nicht weiter. Hat man einen Plan, kann man andere Wanderer natürlich fragen und wenn das nicht geht, dann probiert man die verschiedenen Optionen aus. Wichtig ist dabei, sich einzugestehen, wenn man scheinbar falsch ist und umzudrehen. Dann versucht man die nächste Option und findet so auch seinen Weg. Dabei gilt es immer sich genau umzusehen.
Übersieht man diese Stelle und merkt erst später, dass man sich verlaufen hat, so kann man zurück gehen bis zu dem Punkt, wo der Weg wieder stimmt oder man ist fit genug mit Karte, Apps und in den Füßen, sodass man den neuenWeg als Chance sieht und eben woanders entlang wandert.
Was mache ich, wenn ich mich verletze und Hilfe brauche?
Diese Frage beginnt schon bei der Planung der Wanderung. Wenn man allein unterwegs sein möchte, sollte man:
- Frequentierte Wege nutzen
- Einer Vertrauensperson sagen, wann man wo wandert und wann man zurück sein wird - Zurückmelden, dann nicht vergessen!
- Seinen Standort in Google Maps für die Vertrauensperson freigeben
- Nur bekannte und beschilderte Wege gehen
Unterwegs dann unbedingt die Schilder lesen. An den Wegweisern stehen immer die Namen des Standortes und mancher Orts auch die Koordinaten. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht einfach von jedem ein Foto. Muss man dann tatsächlich Hilfe anrufen, kann man per Foto genau sagen, welches der letzte Standort war und auf welchem Wegabschnitt man sich befindet.
Wenn dies nicht geklappt hat, dann kann man auch andere Wanderer oder Mountainbiker um Hilfe bitten. Letztere sind besonders geeignet, wenn an der Stelle des Unfalls kein Empfang herrscht. Mit dem Rad ist man einfach schneller an einem Ort, wo man Hilfe rufen kann. Wichtig ist, dass man sich als verunfallte Person bemerkbar macht und keine an dieser Stelle unangebracht Scheu einen davon abhält.
Wie finde ich den Wanderparkplatz um mich hin navigieren zu lassen?
Wenn du eine Wanderkarte oder einen Flyer hast, also grob weißt, wo der Parkplatz ist, dann nutze die Satellitenansicht von Google Maps. So kannst du auch nicht markierte Wanderparkplätze an der Topografie erkennen. Manche Wanderparkplätze sind jedoch auch mit ihrem Namen auf Google zu finden.
Was mache ich, wenn der Wanderparkplatz voll ist?
Bitte auf keinen Fall wild in der Natur parken. Wenn du vorhast einen Rundweg zu gehen, dann versuche es an einem anderen Einstiegsort in die Wanderung. Vielleicht sind andere Parkplätze nicht so voll oder ein Ort in der Nähe, wo du parken kannst.
Wie komme ich nach einer Streckenwanderung zurück?
Am besten wäre es natürlich, wenn du die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kannst. Ist dies nicht möglich, dann versuche zu trampen oder frage anderer Wanderer, ob sie dich mitnehmen. Alternativ lass dich abholen.
Ist es nicht gefährlich als Frau alleine zu wandern?
Es ist definitiv nicht gefährlicher als allein in die Stadt zu gehen, im Gegenteil. Wanderer sind hilfsbereit, haben vielleicht manchmal einen blöden Spruch auf Lager, aber ich habe mich noch nie unsicher gefühlt. Ich (Susi) glaube auch fest daran, dass uns Frauen sogar lieber geholfen wird, als anderen ;-)
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