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Urlaub in Südtirol - Wandern, Klettern, Mountainbiken & Camping - HVP167


Bevor es für uns auf ausführliche Recherche-Reise durch ganz Baden-Württemberg für unseren neuen Reiseführer mit Wohnmobiltouren geht, wollten wir uns eine Woche Tapetenwechsel gönnen. Mit dem Bussle fuhren wir recht spontan nach Südtirol. Die Einreisebedingungen zu Corona-Zeiten waren einige, doch vor Ort wollte die Dokumente keiner sehen. Abgesehen von der Maskenpflicht war die Zeit in Italien was Corona angeht, sehr entspannt. Stressig war nur die Auswahl und Buchung des ersten Campingplatzes, denn den brauchte man für das PLF Dokument.

 

Und genauso spontan ging ich noch fix Klettersteig-Ausrüstung shoppen. Zum Glück hatte der Decathlon in Aalen (wo ich am Mittwoch vor unserer Abreise meine 2. Corona-Impfung erhielt) wieder normal geöffnet und alles da, was wir noch brauchten: Klettersteigset, Helme und Handschuhe. Einen Klettergurt hatten wir beide bereits.

 

Auf der Hinfahrt wählten wir die Strecke über Füssen und den Brennerpass als Grenzübergang von Österreich nach Italien (10-Tages Vignette für Österreich 9,50 € und Brenner-Maut 10 €). Wie unsere ca. 1.000 Kilometer lange Strecke von Nürtingen und durch Südtirol grob verlief, kannst du hier im Falk Routenplaner ansehen.

 

Südtirol als Reiseziel hat den Charme, dass Deutsch gesprochen wir, gezahlt wird mit dem Euro und auch sonst ist alles einfach unkompliziert. Die Landschaft ist geprägt von den Dolomiten, Flüssen und ihren herrlichen Tälern, türkisen Gebirgsseen und einigen kleinen und größeren Ortschaften. Die Straßen sind gut ausgebaut, mit dem Wohnmobil gut befahrbar und ist man einmal mittendrin, kommt man auch ohne Autobahn-Maut aus.

 

Wanderung im Eisacktal - Wasserfallweg in Pflersch bei Gossensass

 

Eigentlich wollten wir unsere Reise mit einem zünftigen Klettersteig direkt nach der Brennerüberquerung bei Gossensass starten, doch wir durften gleich lernen, was uns auf unserer kompletten Reise begleiten sollte: in den Höhen der Berge lag noch Schnee. So fiel der Lampfskopf-Klettersteig aus und wir machten stattdessen eine ca. 4 Kilometer lange Wanderung mit 240 Höhenmetern (inklusive Abstieg zum Höllenfall 320 m) und wundervollen Aussichten auf die Berge, das Tal und Wasserfälle. Der Wasserfallweg startet direkt am Feuerstein Nature Family Resort und war sicherlich auch die bessere Einstimmung.

 

Hier sind die Eckdaten der Wanderung Wasserfallweg.

 

Nach der Tour fuhren wir durch das Pustertal an den Toblacher See zu unserem ersten Campingplatz.


Toblacher See zwischen Naturpark Fanes-Sennes-Prags und Drei Zinnen 

 

Ca. 4 Kilometer außerhalb des Ortskerns von Toblach befindet sich der Toblacher See und an ihm der Campingplatz mit gleichem Namen. Der Platz ist recht klein, terrassenförmig angelegt und verfügt dennoch über die komplette Ausstattung, sogar ein Restaurant mit Seeblick.

 

Wer Lust hat, kann in ca. 45 Minuten auf naturnahen Wegen um den See spazieren und das atemberaubende Dolomiten-Panorama genießen. Die Dolomiten (sie gehören zu den Südalpen) zählen übrigens seit 2009 zum UNESCO-Welterbe.

 

Einziges kleines Manko am Campingplatz ist die kleine hölzerne Zufahrtsbrücke. Jedes Passieren klingt wie ein kleines Gewitter.


Mountainbike Tour zur Plätzwiese und zum Pragser Wildsee

 

Direkt vom Campingplatz aus konnten wir in diese Tour einsteigen. Ohne Abstecher zum Pragser Wildsee ist die Tour mit der Nummer 071 vom Tourismusverein Toblach ausgeschrieben. Wir waren anfangs skeptisch, ob wir die knapp 1.000 Höhenmeter wohl schaffen würden, doch dann war es nur halb so wild. Schließlich hatten wir unsere Flyer e-Mountainbikes unter dem Hintern.

 

Die Strecke war ein Traum. Anfangs radelten wir durch das Höhlensteintal, konnten den ersten Blick auf die 3 Zinnen erhaschen, passierten den Dürrensee und dann ging es hinauf zur Plätzwiese. Diese Passage war tatsächlich nur etwas für Mountainbikes. Oben angekommen verwöhnte der Ausblick und die Einkehr in der Almhütte Plätzwiese auf 2.000 m Höhe. Hier oben begegneten wir Spaziergängern und Kinderwagen schiebenden Familien und erkannten, dass man von der anderen Bergseite auch mit dem Bus hochfahren konnte. Diese Straße nutzten wir dann auch größtenteils für die Abfahrt, denn ich wollte mich nicht über die Schotterpiste hinab quälen.

 

In Prags angekommen, verließen wir die Tour und fuhren zum Pragser Wildsee - einem der schönsten Seen der Region. Doch dafür war er auch touristisch gut besucht.



 

Wanderung zu den 3 Zinnen

 

Wir wachten früh auf und verließen kurz nach 7 Uhr den Campingplatz mit dem Bussle. Eigentlich wollten wir recht "faul" bis zur Auronzo Hütte fahren, doch die Straße war wegen Bauarbeiten gesperrt. Somit parkten wir an einem kleinen See ca. 1,5 Stunden Fußmarsch entfernt und hatten eine grandiose Wanderung hinauf zu den 3 Zinnen. Da dort oben noch ordentlich Schnee lag, konnten wir sie nicht komplett umrunden, wanderten aber zur Lavaredohütte, die glücklicher Weise geöffnet war und dann weiter Richtung 3 Zinnenhütte. Den Weg hatte man mit dem Bagger freigemacht und wir liefen zwischen Meter hohen Schneewänden - in kurzen Hosen und T-Shirt. Dass wir uns trotz Sonnencreme an diesem Tag ordentlich verbrannt haben, brauche ich sicherlich nicht erwähnen...

 

Die Aussicht und das Wetter waren fantastisch und wir konnten sogar ein paar Kletterer an einer der Zinnen beobachten.

 

Die 3 Zinnen gehören zum Naturpark Drei Zinnen, der bereits seit 1981 eingerichtet wurde - damals unter dem Namen Naturpark Sextener Dolomiten. Die Berge sind hier besonders schroff und es gibt weniger Almen. Die Macht der Berge ist ordentlich zu spüren. Die Große Zinne ist 2.999 m hoch, die Westliche 2973 m und die Kleine Zinne misst 2857 m.


Nach drei Nächten verließen wir den Toblacher See, machten einen Zwischenstopp in Bruneck am Messmer Museum, gingen jedoch nicht rein und fuhren dann zum ersten Mal mit unserem Bussle auf über 2.000 m zum Grödner Joch. Von dort wollten wir nun endlich den ersten Klettersteig auf die Cirspitzen unternehmen. Am einzigen Shop dort oben, kaufte Frank zur Einstimmung ein dickes Buch über Klettersteige in der Region (siehe unten), wir packten unsere Ausrüstung ein und stiegen gut 30 Minuten bergauf. Auf dem Bild kannst du das kleine Schneefeld erkennen, welches sich unterhalb der Großen Cirspitze befindet. Bis dort hin kamen wir, dann brachen wir ab und das war auch gut so. Keine 5 Minuten später startete ein Regen, der in Hagel überging und wir waren schnell bis auf die Haut durchnässt.

 

Den Rest des Tages verbrachten wir damit unsere Klamotten im Bussle zu trocknen und mit den anderen ankommenden Campern zu quatschen. Wir spielten, studierten das Klettersteigbuch und ließen den Tag gemütlich ausklingen.

 

Klettersteige Große und Kleine Cirspitze

 

Neuer Tag neues Glück. Wir wachten früh unterhalb der Cirspitzen auf (übrigens hätte man auch mit der Dantercepies Seilbahn von Wolkenstein aus hochfahren können), beobachteten das Wetter und machten uns dann auf zum zweiten Versuch.

 

Das Gipfelkreuz der Großen Cirspitze hatten wir widererwartend recht schnell erreicht. Es gab nur zwei kurze Passagen, wo man sich an einem Seil sichern konnte. Der Rest des Aufstiegs verlief frei. Die Aussicht von oben, war ein Traum. Wir konnten uns gar nicht satt sehen, vesperten und saßen einfach oben in der Sonne.

 

Angefixt vom ersten geschafften Klettersteig, ging es wieder hinab, an der Bergstation der Seilbahn gönnten wir uns einen Kaffee und machten uns dann auf zur Kleinen Cirspitze. Im Gegensatz zur Großen hat diese Klettersteig die Schwierigkeitsstufe B/C und ist wesentlich länger. Zum Glück gibt es nach ca. einem Drittel eine Möglichkeit auszusteigen und die nutzten wir auch. Die Kräfte waren am frühen Nachmittag schon geschwunden und wir wollten nichts riskieren

 

Die beiden Klettersteige findest du bei Outdooractive.

 

Die gewonnene Zeit nutzte Frank um sein Rad aus dem Bussle zu holen und während ich das Bussle ins Tal nach Wolkenstein fuhr, radelte er hinab. Er nutzte die Tour 303 dieser MTB-Karte.


Für die nächsten beiden Nächte hatten wir uns den Campingplatz Seiser Alm bei Seis am Schlern herausgesucht. Der Platz ist ebenso terrassiert, mit sehr schickem unterirdischen Sanitäranlagen, Pool, Spielplatz, Minimarkt, Restaurant usw. Das alles hat auch seinen Preis ;-) Doch für zwei Nächte genossen wir das Ambiente.

 

Radtour auf der Seiser Alm

 

Wir starteten gemütlich in den Tag, da in den Bergen ordentlich Wolken vom nächtlichen Gewitter hingen. Es gab gemütlich Frühstück, wir sprangen in den Pool, doch gegen Mittag wollte Frank los. Wir richteten die Räder her und fuhren zur Seiser Alm Bahn, die ca. 3 Kilometer entfernt vom Campingplatz ihre Talstation hat. Zum ersten Mal im Leben packten wir statt Ski und Snowboard unsere Mountainbikes in die Gondel und fuhren hinauf zur Seiser Alm, der mit einer Fläche von 5.200 Hektar größten Hochalm Europas.

 

Eigentlich hatte Frank eine 36 km Radtour (Nummer 213) herausgesucht, doch dafür reichte jetzt die Zeit nicht mehr. So radelten wir entspannt nur ca. 10 km auf der Spitzbühl-Runde (Nummer 284), genossen die Aussicht und kehrten in einer Hütte oberhalb der Bergstation auf ein Getränk ein. Eigentlich hätten wir die Abfahrt ins Tal mit dem Rad machen können, doch wir wollten die Straße nicht nutzen, aus Angst vor zu viel Autoverkehr. So fuhren wir mit der Gondel wieder hinab und ließen den Abend im Restaurant Zum Woscht in Seis ausklingen, bevor wir zum Campingplatz zurück radelten.



Schon neigt sich unsere Urlaubswoche dem Ende zu und wir machen uns auf Richtung Heimat. Unterwegs wollen wir noch Meran besichtigen.

 

Meran oder Merano

 

Meran ist ca. halb Deutsch und halb Italienisch. Sie ist die zweitgrößte Stadt von Südtirol und liegt am Fluss Passer, dessen Promenade zum Flanieren und Einkehren einlädt. Als Kurort bietet Meran eine Therme, Wandelhalle und Kurhaus. Doch auch für jeden Gast gibt die Stadt Abwechslung: viele (teure) Geschäfte, kleine Restaurants und Cafés, die Spitalkirche und vom Tappeinerweg inklusive Pulverturm herrliche Aussichten über die Stadt, sowie die umliegenden Täler.

 

Geparkt haben wir kostenfrei auf dem Praderplatz. Von dort aus sind es nur ein paar Minuten zu Fuß ins Zentrum und an das Passerufer.


Poppele Knott Klettersteig im Vinschgau

 

Nach dem Besuch von Meran wollten wir in die Natur und in die Höhe, denn es war unerträglich heiß. Wir fuhren westwärts durch das Vinschgau zum Poppele Knott Tisser Klettersteig. Dieser ist ein kurzer sehr gut ausgebauter Klettersteig, der touristisch aus irgendeinem Grund nicht vermarktet wird. Wir haben ihn Dank der App zu unserem neuen Klettersteig-Buch gefunden und nach einiger Recherche habe ich ihn auch bei Bergsteigen.com für dich aufgespürt.

 

Vom kleinen Parkplatz bei Latsch waren es nur ca. 10 Minuten Zustieg und dann ging es in ca. 30 Minuten hinauf. Die Schwierigkeit ist mit A/B ausgeschrieben. Ok, geschwitzt haben wir trotzdem ordentlich, aber in der Höhe wehte immerhin ein kühles Lüftchen.

 

Reschen am See

 

Kurz vor der Grenze zu Österreich - für die Rückreise hatten wir den Reschenpass gewählt - trafen wir auf unser letztes Highlight von Südtirol - auf den Kirchturm im See des alten Dorfes Graun. Gegenüber des Kirchturms auf der anderen Seeseite entdeckten wir ganz viele Wohnmobile und Camper am Fuße der Schöneben Seilbahn. Um nicht unerlaubt auf dem Parkplatz am Kirchturm zu übernachten, fuhren wir also halb um den See. Der Parkplatz an der Seilbahn war von einem Bike-Camp und anderen Mountainbikern belegt und so machte sich auch Frank am Sonntagmorgen mit dem Rad auf. Die Seilbahn brachte ihn den Berg hinauf und auf verschiedenen Trails kam er wieder hinabgedüst. Dank seines Tages-Bahn-Tickets blieb die Übernachtung auf dem Parkplatz sogar kostenfrei.

 

Eine Übersicht der Trails findest du bei 3-Länderendurotrails.


Ostrachtaler Klettersteig bei Bad Hindelang im Allgäu

 

Wir wollten auf dem Heimweg unbedingt noch einen Stopp einlegen und einen kleinen Klettersteig ausprobieren. Ich suchte etwas, denn auf unserer Route waren die Klettersteige zu lang oder für uns noch zu schwierig. Also schaute ich, welche Strecke wir stattdessen fahren könnten und wurde fündig.

 

Der Ostrachtaler Klettersteig startet am Parkplatz P1 in Oberjoch. Dann ist er bestens ausgeschildert. Ein paar Minuten wandert man durch den Ort und bergab um dann nach rechts in die Wand einzusteigen. Die Kletterpassage dauert ca. 30 Minuten und die letzten Meter des Aufstiegs folgt man einem Single Trail. Dann sind es noch ca. 20 Minuten zurück zum Parkplatz. Ausgeschrieben ist der Klettersteig mit 1,5 bis 2 Stunden, doch die haben wir nicht gebraucht. Vom Schwierigkeitsgrad her fällt er unter B/C, doch durch die Kürze ist das auch für Anfänger wie uns gut machbar gewesen.

 

Hier findest du alle Infos: Ostrachtaler Klettersteig

 

Zur Belohnung kehrten wir auf Schweinebraten und Allgäuer Kässpätzle im Alpengasthof "Löwen" ein.

 

Südtirol kulinarisch nach Hause holen

 

Kaum wieder daheim angekommen, wollte ich mich an den Südtiroler Köstlichkeiten versuchen.

 

Das Kaiserschmarren-Rezept von www.merano-suedtirol.it ist der Hammer. Der Schmarren wurde super luftig und mit der Zuckerangabe auch nicht zu süß. Die Rosinen habe ich vor lauter Motivation vergessen...

 

Schwerer getan habe ich mich mit den Vinschgauern nach www.suedtirol.info, jedoch sind sie trotz sehr klebrigem Teig mega lecker geworden :-) Die Mischung aus Kümmel und Fenchel muss man aber mögen. Mit einem köstlichen Stück Käse oder Kaminwurz sind diese Roggen-Brötchen perfekt für ein Wandervesper.

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