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Sagenhafte Schwäbische Alb - Die Sage vom Hirschgulden - HVP156d


Die Basis für die "Sage von den drei Brüdern", die Gustav Schwab 1823 nach einer Erzählung eines Dürrwanger Wirts veröffentlichte, war die Erbfolge um die Herrschaft Zolllern-Schalksburg. Bei der Erbteilung spaltet sich die Linie Zollern-Schalksburg und Friedrich V., genannt Mülli verkaufte die schönste der Burgen im Gebiet, nämlich die Burg Hirschberg und Balingen für 28.000 Gulden an Württemberg. 1827 formulierte Wilhelm Hauff die Sage aus und band sie unter dem Titel "Sage vom Hirschgulden" in die Erzählung "Das Wirtshaus im Spessart" ein.

 

Die Sage des Hirschgulden

 

Auf der Burg Zollern lebte ein grimmiger, stets mürrischer Graf, der kaum mehr sagte als: weiß schon, dummes Zeug – es sei denn, er fluchte, und das tut er oft.

 

Trotzdem liebte ihn seine Frau Hedwig, die durch ihr freundliches, mildtätiges Wesen vieles wieder gut machte, was sich ihrem Gemahl Schlechtes nachsagen ließ. Als sie ihm einen Sohn schenkte, beachtete er das Kind zunächst wenig, doch im Alter von drei Jahren machte er mit dem kleinen Kuno einen ersten Ausritt im Wald.

 

Der Graf hatte den Jungen auf ein eigenes Pferd gesetzt, das er lediglich an den Zügeln hielt. Das Pferd ging durch, der Graf hörte den Jungen laut weinen und fand schließlich das Pferd ohne Reiter. Er glaubte schon, seinen Sohn nicht lebendig wiederzusehen, da fand er ihn wohlbehalten in den Armen eines alten Weibes. Sie hatte ihn gerettet, als er, am Fuß noch im Bügel hängend, von dem durchgegangen Pferd mitgeschleift wurde. Die Alte meinte, ein Hirschgulden sei ein angemessener Lohn für ihre gute Tat. Doch der Graf verweigerte diesen und wollte sie mit höhnischen Worten und drei Kupferpfennigen abspeisen. Die Erwiderung der Alten wurde zur Prophezeiung: man werde schon noch sehen, was von seinem Erbe einen Hirschgulden Wert sei. Die drei Kupfermünzen schnippte sie in des Grafen Geldsäckel zurück, dem die Alte wegen dieses unerklärlichen Kunststücks fast wie eine Hexe vorkam.

 

Nach diesem Zwischenfall erlosch des Grafen Interesse an seinem Sohn völlig, er hielt ihn für einen Weichling. Hedwig, die ihrem Mann immer alle Grobheiten verziehen hatte, wurde darüber vor Kummer krank und starb. Kuno wurde von seiner Amme und dem Schlosskaplan erzogen. Der Graf verheiratete sich wieder und seine neue Frau bekam Zwillinge, zwei Söhne. Die waren wild und grob wie ihr Vater und fielen vor allem bei ihrem ersten Ausritt nicht vom Pferd. Kuno wurde in seiner Familie endgültig zum Außenseiter und daher freundete er sich mit der alten Frau Feldheimerin an, die ihn damals gerettet hatte. Sie erzählte ihm oft von seiner früh verstorbenen Mutter und er lernte von ihr die wunderbarsten Dinge: Mittel für kranke Pferde, eine Lockspeise für Fische und andere nützliche Zaubereien. Kuno achtete nicht auf das Gerede, wonach die Frau Feldheimerin eine Hexe sei – der Schlosskaplan hatte ihm versichert, dass es Hexen nicht gäbe.

 

Kunos Stiefmutter brachte ihren Gatten dazu, dass Kuno im Testament arg benachteiligt wurde. Als der Graf starb, erbte Kuno deshalb nicht die Burg Zollern (die ihm als Erstgeborenen zugestanden hätte und wo auch seine leibliche Mutter begraben liegt) sondern Burg Hirschberg. Einer der Stiefbrüder bekam Burg Zollern, der andere eine dritte Burg: Schalksburg.

 

Kuno holte bald den alten Schlosskaplan und die noch ältere Frau Feldheimerin nach Hirschberg, zu seiner Gesellschaft und damit sie dort auf angenehme Weise ihren Lebensabend verbringen konnten. Stiefmutter und Stiefbrüder hofften auf das baldige Ableben von Kuno, damit sie an dessen Erbteil und vor allem an den wertvollen Schmuck seiner Mutter kämen. Kuno unternahm indessen mehrere Versuche, normale verwandtschaftliche Beziehungen herzustellen, wurde aber immer wieder enttäuscht. Als ihm zu Ohren kam, die Stiefbrüder hätten verabredet, im Falle seines Ablebens Freudenschüsse aus ihren Kanonen abzufeuern, machte er die Probe und ließ seinen Tod vermelden. Die prompt einsetzenden Böller zerrissen das letzte Band zur Familie seines Vaters.

 

Bald darauf starben seine alten Freunde, der Schlosskaplan und Frau Feldheimerin. Ihm selbst war nur ein kurzes Leben beschieden – er starb mit nur achtundzwanzig Jahren. Zuvor jedoch hatte er seine Angelegenheiten auf eine Weise geregelt, mit der die gierige Verwandtschaft nicht gerechnet hat: sein Land, zu dem die Stadt Balingen und die Burg gehörten, hat er an Württemberg verkauft. Für nur einen Hirschgulden. Das ist alles, was es zu erben gab, denn der Schmuck seiner Mutter, wurde nach seinem Willen dafür verwendet, in Balingen ein Armenhaus zu bauen.*

 

Der Hirschguldenweg bei Balingen

 

Start ist am Haus der Volkskunst in Balingen Dürrwangen. Ab dort geht der Weg, der 9,2 km lang und von der Volkstanzgruppe Frommern des Schwäbischen Albvereins und der Stadt Balingen angelegt wurde, hinaus aus dem Ort durch ein Wohngebiet hinein in den Wald. Es geht sogleich gut bergan bis zu den Mammutbäumen. Weiter verläuft der Weg bergan vorbei an "Plantagen" mit Bärlauch zur Ruine der Schalksburg und dem dazugehörenden Aussichtspunkt. Etwas bergab und dann wieder bergauf erreicht man Burgfelden, einen niedlichen kleinen sehr alter Ort auf der Hochebene. Von dort kann man einen Abstecher zum Aussichtspunkt Böllat machen um danach wieder hinab, teils auf dem gleichen, teils auf einem anderen Weg nach Dürrwangen zu gelangen.

 

Ausgeschildert ist der Weg mit einem gelben Sticker oder Kreis mit schwarzer Schrift und einer schwarzen Hirschgeweihstange.

Die ausführliche Podcast Episode HVP075 über unsere Wanderung auf dem Weg kannst du dir hier anhören.

 

*Die Sage wurde uns von Schwäbische Alb Tourismus zur Verfügung gestellt.


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