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Gutsele oder Brötle Hauptsache lecker - Über unser Schwäbisch Wiki und den Sprachatlas von Hubert Klausmann - HVP149


Schwäbisch, die Sprache mit den vielen Variationen, regionalen und situationsbezogenen Unterschieden. In unserem Podcast sammeln wir schon von Anfang an schwäbische Lieblingswörter unserer Interviewgäste und fassen sie im Schwäbisch Wiki zusammen. Nun kam uns das Buch von Hubert Klausmann "Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg" in die Hände und wir konnten einigen regionalen Wörtern auf die Spur kommen. Wo sagt man zum Weihnachtsgebäck Brötle, wo Springerle und wo Gutsele und wo sind Gutsle auch Bonbons?

 

Der Kleine Sprachatlas von Baden-Württemberg von Hubert Klausmann

 

 

Im Verlag Regionalkultur ist im Jahr 2020 der Kleine Sprachatlas von Baden-Württemberg erschienen. Autor ist Hubert Klausmann, Leiter der Tübinger Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland. Er hat die regionale Vielfalt des schwäbisch-alemannischen und fränkischen Sprachraums erforscht. Seine Forschungsarbeit wurde unterstützt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, den Förderverein Schwäbischer Dialekt und die Eberhard Karls Universität Tübingen.

 

Zu Beginn des Buches werden 10 grundsätzliche Fragen erörtert, wie zum Beispiel wie Dialektgrenzen entstehen, ob es eine Ursprache gibt und die Frage, ob Dialekte eine Zukunft haben. Im Hauptteil des Buches geht es um Wörter verschiedenster Bereiche z.B. des menschlichen Körpers, Wohnen, Essen, Landwirtschaft und die Zeit. Auf 80 farbigen detailreichen Karten wird dargestellt, wo man welche Vokabel benutzt. Ebenso ist aufgezeigt, welche Dialekte es in Baden-Württemberg gibt und wo sie gesprochen werden.

 

Auf der Schwäbischen Alb zählt man 5 Dialekte: Nordostschwäbisch, Mittelostschwäbisch, Zentralschwäbisch, Südschwäbisch und Westschwäbisch.

 

Im letzten Abschnitt des Buches geht es um Grammatik und die lautlichen Besonderheiten. Sehr spannend ist die Erklärung, warum im Schwäbischen manche Nomen andere Artikel, also einen anderen Genus haben, als im Hochdeutschen. Dies hat mal etwas mit der Wort-Herkunft aus anderen Sprachen zu tun und mal mit der Übernahme des Artikels von einem früher gebräuchlichen Wort.

 

Gutsele, Brötle oder Springerle?

 

Gebacken werden sie vom Beck oder Bäcker, wobei Beck das ursprüngliche Wort ist und daher gibt es Beck auch noch zahlreich als Familienname. Kommen wir also zum Weihnachtsgebäck: Gutsele oder Gutsle sagt man im Norden, Süden, um Offenburg und in Teilen von Esslingen, Stuttgart, Göppingen, Winnenden und Ludwigsburgs. Springerle sagt man Teilen von Sigmaringen, Biberach, Reutlingen, Balingen und Ravensburg. Am gebräuchlichsten ist jedoch das Brötle.

 

Und wie ist es dort, wo Gutsle Bonbons sind? Interessanter Weise sagen die Heilbronner, sowie die Konstanzer - also der Norden und Süden - zu Bonbons genauso Gutsele, wie zu den Plätzchen. Hier schließen sich die Landkreise Tuttlingen und Rottweil an. Auf der restlichen Alb sagt man Bombole oder Zucker. Weniger verbreitet sind Bollen, Brocken, Krämlein und Zuckerstein.

 

Unser Schwäbisch Wiki

 

Kennst du schon unser Schwäbisch Wiki? Zum Abschluss der meisten Podcast Interviews - vorausgesetzt, wir vergessen es nicht - fragen wir unsere Interview Partner nach ihrem schwäbischen Lieblingswort. Zu Beginn fiel das den Gästen leicht, wollten doch alle Gsälz oder Muggeseggele loswerden, doch mit der Zeit müssen sie nachdenken, wir haben schließlich schon einiges gesammelt und wollen immer Neues.

 

Bist du neugierig? Dann schau mal rüber und hör in die jeweiligen Episoden rein, wenn du wissen möchtest, wie die Wörter gesprochen klingen.

 

Hier geht's zum Schwäbisch Wiki.

 

 

Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg

Hubert Klausmann

Verlag Regionalkultur


Vielen Dank an den Verlag Regionalkultur für die zur Verfügungstellung des Buches.


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Kommentare: 2
  • #1

    Katja Grumbach (Samstag, 09 Dezember 2023 09:21)

    In Balingen und Umgebung sagt man Bredle. Springerle sind ja nur eine einzelne Sorte von Bredle.

  • #2

    Brita Heck (Montag, 19 Februar 2024 14:53)

    Wenn ein kleiner Rest vom Essen übrig blieb, der sich kaum lohnte aufbewahrt zu werden, sagte meine Mutter oft: "jetzt isch wieder an Heefl ibrig. Komm, ess no was, dass er weg kommt."
    Ist "Heefl" noch gebräuchlich und woher kommt das Wort? Könnte das von "Hand voll" ="Heed voll" -> Heefl kommen?