· 

B2 vom Hofladen zum Biomarkt - Geschäftsführerin Sabine Franz im Interview - HVP056



 

„Bio für alle, doch nicht um jeden Preis….

Jeder Kauf beim Biohändler ist wie eine Spende in das Saatgut von morgen...

Die Digitalisierung ist eines unserer größten Projekte für die nächste Zeit…“

 

Dies und noch so einiges mehr über die Entstehung vom B2 Biomarkt, die Entwicklung, einen der ältesten Bio Lieferdienste und über Genussrechte haben wir mit der Geschäftsführerin Sabine Franz gesprochen. 

 

Die Entstehung der B2 Biomarkt GmbH

 

Sabine Franz und ihr Mann Stefan Schopf leben seit 20 Jahren im Zollernalbkreis. Ursprünglich kommen sie aus Karlsruhe. Sie kamen dann in die Fischermühle in Rosenfeld. Damals war es eine anthroposophische Hofgemeinschaft. Eine pharmazeutische Firma – Helixor -, die ein Medikament aus der Mistel für die Krebs- und Tumortherapie herstellt, wollte dieses Medikament auf einem landwirtschaftlichen Anwesen herstellen, auf welchem biologisch dynamisch bewirtschaftet wird. Bei dieser Art der Bewirtschaftung werden kosmische Kräfte mit einbezogen z.B. der Mondverlauf und der Planetenzyklus. Diese Art der Bewirtschaftung sollte auf das Medikament einwirken. 

 

So kamen sie zur Fischermühle, wo auch Landwirtschaft betrieben wurde. Das Leitbild war und ist für die Gesundung von Mensch, Erde und Natur einen Betrag zu leisten. Sabine Franz kam zu dieser Gemeinschaft vor 20 Jahren, als jemand für die Vermarktung gesucht wurde. Sie war sehr angetan von der Philosophie und der Wirtschaftsweise, denn alle Gewinne von Helixor fließen in eine eigene Stiftung, die wiederum Waldorfschulen und Forschungsprojekte unterstützt.

 

Ursprünglich kommen Sabine Franz und ihr Mann aus der Sozialarbeit, doch die biologische Landwirtschaft ist eine Herzensangelegenheit. Aus diesem Bedürfnis heraus, etwas zu tun für die Landwirtschaft und die Erde entstand die Idee des Handels. 

 

So fing alles an mit einem Hofladen mit 40 Quadratmetern und einem großen Wochenmarktstand in Balingen. 1998 begannen sie bereits mit dem Lieferservice und waren somit einer der ersten auf diesem Markt. Der Grund dafür war, Bio an einen Standort zusammenzubringen und den Kunden den Service zu bieten, ihnen die Fahrten zum Hofladen zu ersparen und die Produkte nach Hause zu bringen. Es gibt ein Kistensortiment z.B. Fitte-Kiste, Regio-Kiste und Single-Kiste. Diese werden von B2 gepackt mit Obst und Gemüse aus der Region und zugekauften Produkten, die die Kunden haben möchten und z.B. Joghurt.

 

2003 machten sich Sabine Franz und ihr Mann selbstständig, da es eine Änderung in der Rechtslage der Hofgemeinschaft und bei Helixor gab und einer der Bauern die Gemeinschaft verließ. Der Landwirt Manfred Kränzler vom Schönberghof übernahm die Landwirtschaft in Selbstständigkeit und Sabine Franz und ihr Mann den Handel. 

 

Bis heute arbeiten sie jedoch in sehr enger Kooperation zusammen. Der Lieferdienst wurde dann mit Technik versehen, sodass auch online bestellt werden konnte. Sie schafften sich Sprinter an. Ein Kunde vom Hofladen besaß ein Ladenobjekt in Balingen und bot es an. So entstand in Kooperation mit Maximilian Bess (vom ältesten Bioladen Deutschlands in München) die B2 Biomarkt GmbH. 

 

2006 wurde somit der 1. Biosupermarkt in Balingen gegründet. Es sollte etwas geschaffen werden um das Besondere von B2 zum Ausdruck zu bringen. Aus dieser Motivation heraus wurde das Netzwerk Bio fair und regional gegründet mit 7 Regionalpartnern: Bäcker, Landwirt, Eierlieferant, Apfelhofgut, Metzger, Gärtnerei. In einer Kampagne wurden alle vorgestellt und es wurden Ausflüge für Kunden organisiert um eine Beziehung zur Region und den Erhalt der Kulturlandschaft zu fördern. Der Bäcker Baier aus Herrenberg verbackt z.B. komplett das Getreide der Gemeinschaft. 

 

Da der Aufwand jeden Tag nach Herrenberg zu fahren um das Brot zu holen sehr hoch wurde, musste für die wirtschaftliche Erhaltung der GmbH ein zweiter Laden her. Der logistische Aufwand war einfach zu hoch. So kam 2010 mit dem gleichen Konzept der Laden in Rottweil dazu.

Von Anfang an war im Rottweiler sowie im Balinger Markt ein Bistro dabei um Produkte zu verkochen, die nicht hübsch genug sind für den Verkauf z.B. krumme Karotten. Sehr schnell wurde dieses Bistro sehr gut angenommen, sodass schnell eine Köchin eingestellt und spezielle Herde angeschafft werden mussten.

 

B2 steht für vom Acker bis zum Teller. Es gibt einen täglichen Mittagstisch mit drei verschiedenen Essen. Einmal in der Woche gibt es Fleisch, zweimal Fisch, es wird deklariert, was basisch und vegan ist und Samstag gibt es Burger. 2011 bekam B2 den Zukunftspreis vom Land Baden-Württemberg für das nachhaltige regionale Konzept.

 

2011 kaufte die GmbH von der Landwirtschaft die Gärtnerei ab und betreibt diese nun selbst, da der Bauer sich in Richtung Getreide und Fleisch fokussiert hat. Auch wenn sie wussten, dass die Höhe von 550 bis 800 Metern über Null nicht optimal ist für die Gärtnerei, so wollten sie sie nicht aufgeben. In allen Kulturen sind sie später dran als z.B. der Bodensee und können so die günstigeren Preise für die frühen Produkte nicht mitnehmen. Sie wollten jedoch die eigenen Produkte und den Beitrag zur Kulturlandschaft erhalten.

 

Genussrechte – was ist das?

 

Zur Finanzierung dieses Konzeptes musste Kapital beschafft werden. Die Banken sind nicht offen den Inhaber geführten Einzelhandel zu unterstützen, da die Margen sehr gering sind und so wurde 2008 das Konzept der Genussrechte zusammen mit einem Anwalt und Steuerberater entwickelt. Jeder kann Geldeinlagen für ein bestimmtes Projekt machen z.B. für die Digitalisierung oder damals den Aufbau des Rottweiler Ladens. Einlagen können zwischen 2.000 und 100.000 € groß sein und werden mit einem festen Prozentsatz und einem ertragsabhängigen Prozentsatz vergütet. 

So werden die Kunden mit eingebunden und an den Laden gebunden, denn für jeden Einkauf gibt es einige Prozent Rabatt. Einmal im Jahr findet ein Genussrechtekundentreffen statt, wo die Zahlen des Vorjahres vorgestellt werden und eine Einladung zu einem gemeinsamen Vesper folgt.

 

Die neue Zentrale

 

Die Verwaltung war bis vor 6 Jahren noch in der Fischermühle angesiedelt. Durch die Verstreuung der verschiedenen Bereiche und weil der Platz zu gering wurde, sollte ein neuer Firmensitz mit Logistik her. Die Fläche in Binsdorf wurde angeboten und somit das Logistikzentrum gebaut. Im Frühjahr 2016 erfolgte der Umzug und nun soll dort noch die Gärtnerei angesiedelt werden. Flächen wurden inzwischen gepachtet – fast 10 Hektar.

 

Aktuelle Herausforderungen

 

In den letzten ca. 2 Jahren hat sich die Situation für B2 und den Biohandel komplett verändert und somit liegt der Fokus nun auf ganz neuen Herausforderungen. In Zeiten, wo in jedem großen Supermarkt bzw. Discounter Bioprodukte gekauft werden können, gilt es umzudenken, was das Konzept von B2 betrifft. Nach wie vor will B2 Bio für alle, doch nicht um jeden Preis. Die Plattform von Bio hat sich gewandelt. Die Verbände verwässern und ein „Ausverkauf“ hat begonnen. Außerdem haben die Großen ein anderes Werbe- du Marketingbudget und nutzen heute die Werte der früheren „Bios“. Neue Schwerpunkte müssen gesetzt und kommuniziert werden.

 

Der Gesamtlebensmittelumsatz 2017 ist auf 10 Milliarden angestiegen und liegt somit bei 7 % vom Lebensmittelhandel. All die Händler, die auch Bio verkaufen, sind jedoch verantwortlich für die restlichen 93 % im Gegensatz zu den Biomärkten, die zu 100 % Bioware verkaufen. Als Kunde liegt es somit an uns eine Entscheidung zu treffen. Wir haben die Macht und bestimmen mit unserer Wahl, was es in Zukunft mehr geben wird.  

Für B2 ist die Transparenz wichtig. Die Kunden sollen wissen, was die Produkte in der Herstellung kosten und verstehen, dass ein Bioprodukt aus der Ferne mit hohem Transportaufwand trotzdem günstiger sein kann, als ein vor Ort hergestelltes Produkt, welches nur in kleinen Mengen und ohne große Maschinen produziert wird. 

 

Eine weitere Herausforderung ist die Digitalisierung und die Nutzung von passender Software. Für die Zukunft muss sich neu aufgestellt werden um die Vielfalt abbilden zu können. B2 ist Anbauer, Verarbeiter, Einzelhandel, Großhandel, Gastronomie und all die Berechnungen untereinander müssen vereinfachter dargestellt werden über ein effizientes Warenwirtschaftssystem. 

 

Außerdem müssen 120 Mitarbeiter müssen gemanaged werden und auch Ernteeinbrüche durch den trockenen Sommer 2018 stellen weitere Herausforderungen dar.

 

Wo kannst du B2 Bioware kaufen

 

Biomarkt in Rottweil oder in Balingen

Im jeweiligen Bistro essen

Am Foodtruck auf dem Balinger Weihnachtsmarkt oder auf dem Rottweiler Ferienzauber

Am Stand auf dem Balinger Wochenmarkt

 

Über den Online Shop und Lieferdienst

 

B2 auf Facebook

B2 auf Instagram


Kommentar schreiben

Kommentare: 0