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Aufgaben und Ausbildung von Jägern in Ba-Wü - Interview mit Jäger und Ausbilder Markus Schuler aka Wildbretschütz- HVP184


Wem gehört das Wild im Wald? Welche Aufgaben hat ein Jäger und wie wird man eigentlich Jäger? Diese und weitere Fragen haben wir mit dem Wildbretschütz Markus Schuler aus Hechingen besprochen. Er erklärt, wie umfangreich das Wissen eines Jägers sein muss, schwärmt vom langen stillen Sein in der Natur und natürlich vom köstlichen Wildbret in Form von Grillwurst, Gulasch, Burgern und Braten. Überrascht hat uns die steigende Frauenquote von aktuell ca. 15 % unter den Jägern in Hechingen.

 

Wer ist "Wildbretschütz" Markus Schuler und warum ist er Jäger?

 

Markus haben wir schon 2019 auf der schön&gut in Münsingen kennengelernt, weil er dort köstliche Wildbratwurst verkauft hat und ihr Duft sofort in die Nase stieg. Keine Chance an dem Stand vorbeizulaufen, ohne eine Wurst zu essen. Später erfuhren wir, dass er in Hechingen-Schlatt nicht nur zu Hause ist, sondern auch dort seine Jagdschule Wildbretschütz betreibt.

 

Im Interview haben wir erfahren, dass Markus im "früheren" Leben Leiter einer Sparkassenfiliale war und die Jägerei bei ihm in der Familie liegt. Daher wuchs er mit dem Thema auf und wollte eines Tages aus dem System ausbrechen. So machte er sich als Jäger und Ausbilder selbstständig.

 

Heute ist er zudem 1. Vorsitzender der Jägervereinigung Hechingen.

 

Jagen bedeutet für ihn zum einen darüber zu entscheiden, welches Wildbret (Fleisch) von seiner Familie gegessen wird und er liebt die lange stille Zeit in der Natur zum Entspannen, Nachdenken und mit Beobachtungen der besonderen Art. 

 

Was sind die Aufgaben eines Jägers?

 

Im Frühjahr kümmern sich die Jäger unterstützt durch Wärmebilddrohnen darum, Rehkitze im hohen Gras, was die Bauern gern mähen würden, aufzuspüren und vor den Mähmaschinen zu retten. Jährlich werden von Jägern bundesweit tausende Kitze aus den Mähwiesen getragen und ihnen somit das Leben gerettet.

 

Nach der Kitzrettung legen Jäger Wildäcker als Nahrungsangebot für das Reh- und Niederwild (u.a. Rebhuhn, Feldhase und Fasan) an.

 

Im Sommer folgt die Rehwildbejagung. Werden es in einem Gebiet zu viele Rehe und Schwarzwild, dann ist es auch die Aufgabe des Jägers den Bestand zu reduzieren zum Schutz der Wälder und der umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen und Wohnsiedlungen.

 

Im Herbst gehen die Drückjagden los. Dabei ziehen mehrere Jäger zusammen los, stimmen das Vorgehen mit Landkreisen und Gemeinden ab, damit zum Beispiel Geschwindigkeitsregelungen auf den Straßen getroffen werden können. Wenn man also eine Beschränkung wegen einer Jagd sieht, sollte man sich unbedingt zum Schutze der Leben aller, an diese halten.

 

Bei Wildunfällen werden Jäger hinzugerufen, um eventuell noch lebende verletzte Tiere zu erlösen und um das tote Tier ordnungsgemäß zu entsorgen - keine schöne Aufgaben!

 

Im Winter regelt das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz des Landes, inwiefern die Jäger noch für die Fütterung des Wildes zuständig sind. Durch die milden Winter ist das nicht mehr im ursprünglichen Umfang nötig.

 

Wie verhalte ich mich bei einem Wildunfall?

 

Steht eine Kollision mit einem Tier bevor, gilt es - wie in der Fahrschule vermittelt - frontal darauf zuzufahren und bitte nicht auszuweichen, um keine weiteren Leben zu gefährden. Das Tier wird mit großer Wahrscheinlichkeit den Kürzeren ziehen. Ist der Unfall geschehen, ruft man die Polizei. Diese ruft den örtlichen Revierpächter (Jäger) hinzu, der die Bescheinigung für die KFZ-Versicherung ausstellt. Das Tier wird dann entsorgt und niemals weiterverarbeitet.

 

Wie wird man Jäger und was beinhaltet die Ausbildung?

 

In seiner Jagdschule Wildbretschütz bietet Markus über verschieden lange Zeiträume die Ausbildung zum Jäger an. Folgende Fächer werden geschult...

 

Fach 1: 

Tierarten, Wildbiologie, Wildhege und Land- und Waldbau einschließlich Wildschadensverhütung

Fach 2: 

Waffentechnik, Waffenrecht und Führen von Jagdwaffen (einschließlich Kurzwaffen)

Fach 3: 

Jagdbetrieb (insbesondere Jagdausübung, Jagdarten, Jagdeinrichtungen, Fanggeräte, tierschutz- und artgerechte Haltung, Führen und Einsatz von Jagdhunden, Sicherheitsbestimmungen)

Fach 4: 

Jagd-, Tierschutz- sowie Naturschutz- und Landschaftspflegerecht, Jagdethik

Fach 5: 

Wildkrankheiten und Behandlung des erlegten Wildes (insbesondere Erkennungsmerkmale der wichtigsten Wildkrankheiten, hygienisch erforderliche Maßnahmen und Beurteilung der gesundheitlich unbedenklichen Beschaffenheit des Lebensmittels Wildbret)

 

Wer sich dann bereit fühlt, meldet sich zur Jägerprüfung beim Landesjagdverband an.

 

Hat man den Jagdschein in der Tasche, gilt es ein Revier zu finden. Dafür meldet man sich bei einem bekannten Jäger, der örtlichen Jägervereinigung oder der örtlichen Jagdgenossenschaft (private Grundstückseigentümer und Gemeinden) um zu erfahren, wer vor Ort das Jagdrecht ausübt und kann sich diesem zum weiteren Lernen und Üben anschließen.. Nach 3 Jahren Jagdschein darf man sich selbst als Revierpächter bewerben.

 

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